Firefly

Firefly

Lange Zeit war Firefly ein mysteriöser weißer Fleck auf meiner Serienlandkarte. Die Sache ist die: Von Firefly habe ich stets und seit Jahren nur in Superlativen gehört. Die beste Science-Fiction Serie ever und überhaupt ist die größte Ungerechtigkeit auf Erden, dass es nur eine einzige Staffel dieses Kleinods gibt.

Mit entsprechend geprägter Erwartungshaltung hatte ich jetzt endlich mal die Gelegenheit, mir die Folgen anzusehen. Die Enttäuschung ist dann natürlich fast schon einprogrammiert, aber dennoch – so richtig verstehe ich nicht, warum Firefly derartig passionierte Verehrer hervorbrachte.

Die Grundidee von Firefly funktioniert ja prima – ein kleines, unabhängiges Transportschiff hält sich mit Schmugglerei und Abenteuern über Wasser. Han Solo – die Serie.

Ich bin mir nicht sicher, ob der Look der Serie einfach nur schlecht altert oder schon im Erscheinungsjahr 2002 etwas billig wirkte. Die Idee, Science Fiction und den wilden Westen zu verheiraten zu wollen ist zwar cool, aber ich fürchte hier sollte es dann doch zu große Effekte für ein zu kleines Budget sein. Stellenweise wirkt es so, als wäre Firefly in Disneyland gedreht worden – mal in Tomorrow- und mal im Frontierland.

Ähnlich aus der Zeit gefallen ist auch die Struktur der Serie. Relativ abgeschlossene Folgen und ein serienübergreifender Plot, der nicht so recht aus dem Quark kommen will – ich kenne das eher aus den 80ern und 90ern. Und diese Genre-Klischees. Jedes Mal, wenn die Crew von Bösewichtern überrascht wird, laden alle Beteiligten dramatisch ihre Waffen durch. Jedes. verdammte. Mal. Bevor sich ein Schuss löst, hat manch Schießwütiger schon fünfmal seine Waffe durchgeladen. Danach der obligatorische Close-Up und Cliffhanger, die von B-Movie-Streichern in die Ohren gehämmert werden. Firefly erschien 2002, Six Feet Under startete bereits ein Jahr vorher, da liefen die Sopranos schon im vierten Jahr. Für mich ist das eine ganz andere Liga.

Trotzdem gibt es einige Dinge, die mir an Firefly gefallen. Zum Bespiel das Casting. Liegt vor allem daran, dass ich so ziemlich alles lustig finde, was aus Aland Tudyks Mund kommt – wer Alan Tudyk mag, sollte sich seine Zahnarzt-Performances in Suborgatory nicht entgehen lassen. Mit Morena Baccarin gab es ja ein Wiedersehen in Homeland. Und das Saffron von Christina Hendricks, die wir ja aus Mad Men kennen, gespielt wird, ist mir auch erst auf den zweiten Blick aufgefallen.

Und dann wäre da ja noch die Handschrift von Joss Whedon, die für zwei Dinge sorgt. Zum einen kann Whedon wirklich lustige Dialoge und Situationen schreiben. Es gab nicht eine Folge, in der mich der Whedon-Charme nicht gepackt hätte. Zweitens findet Whedon genau die richtige Prise an Menschlichkeit. Ich meine, bei allem was Whedon tut, eine sehr gesunde Portion Menschenliebe zu erkennen. Dadurch schließe ich zum einen die Charaktere schnell ins Herz. Und die Serie nie zu zynisch oder zu pathetisch. Und das halte ich dann doch für recht zeitlose Qualitäten, auch wenn Firefly für mich insgesamt „nur“ eine Serie aus dem guten Mittelfeld ist.

  1. Lustig, dass ich gerade jetzt über diese Rezension stolpere. Wir haben zuhause just beschlossen, eine Tradition daraus zu machen, Firefly zwischen den Jahren zu schauen, und haben vorgestern damit angefangen und schon die ersten drei Folgen geschafft und es ist in der Tat noch besser als ich es in Erinnerung hatten, und zwar genau wegen der Dinge die Du sagst: Dialoge und Menschlichkeit. Dazu kommt noch ein echt guter Genderumgang und … und das kann ich echt nicht genug betonen: Man kennt und erkennt und versteht und nach dem Piloten alle 9 Protagonisten.

    Und … ich glaube, man darf Joss Whedon nicht mit den Sopranos oder Six Feet Under vergleichen. Joss Whedon ist Phantast, er hat sich für die phantastische Erzähltradition entschieden, während die morderne Drama-Serien einen anderen Weg gehen, der eher dem der klassischen Hochliteratur ähnelt (und vermutlich genau deshalb so erfolgreich ist).

  2. Ah. Meta: Wenn ich mir was wünschen dürfte im neuen Blog: Auch auf der ARtikel-Seite den Titel des Artikels verlinken, für wenn man schon kommentiert hat und den Artikel verlinken möchte, im eigenen Blog. Verstehste?

  3. Der Vergleich bezieht sich auf zwei unterschiedliche Genre, da stimme ich dir zu. Hatte auch mehr mit meiner Erwartungshaltung zu tun, da mir Firefly von vielen Seiten als DAS Ding angepriesen wurde. Und dann denke ich natürlich an die Serien, die ich mit ähnlicher Vehemenz empfehlen würde. In meinem Fall sind das eher die modernen Drama-Serien.

    Vielleicht machst du ja mal einen Serien Artikel in deiner Top 100 Serie auf – auf die Reihenfolge wäre ich gespannt. Bei mir wären die Autorenserien da deutlich höher angesiedelt, sie hallen bei mir einfach viel mehr nach. Aber das heisst ja nicht, dass ich Firefly schlecht fände.

    Was in meiner Rezension leider nicht auftauchte – der zum Glück von dir erwähnte Genderumgang. Der ist absolut bemerkenswert!

    Wegen Meta: Die Titel sollten jetzt verlinkt sein. Danke für den Hinweis!

      1. Indeed it will have to adapt to it and adaption isn't easy. But better to adapt to anybody being able to have a better standrd of living, wvwn without working, than most workers had in the 1950s than us having to adapt to working hard for the 1950s standard.Every action has positive and negative effects. If the positive ones are better you adapt to the negative ones, or better yet take further actions which reduce or eliminate the bad effects.

  4. War relativ einfach.
    1. Blog-Kategorie “Serien-Rezension” durchblättern.
    2. DVD-Regal durchschauen.
    3. Nach “Best TV Series of the 00ies/90ies/80ies/70ies” duckduckgoen.
    4. Nach “Beste Deutsche Fernsehserien” googlen.
    5. Der mülligsten Müll rauswerfen
    6. Fertig.

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