Muss ich auf einen Zug warten, vertreibe ich mir die Zeit beim Bahnhofszeitschriftenhandel. Letztens fiel mir dort die erste Ausgabe von Mint, dem Magazin für Vinyl-Kultur in die Hände. Ich blättere gerne in Musikzeitschriften und Vinyl ist sowieso toll, also nahm ich die Erstausgabe gleich mit.
Zwar wächst der Vinyl-Markt seit ein paar Jahren wieder, aber mit nur wenigen Prozentanteilen an den Gesamt-Musikverkäufen, ist es schon erstaunlich, dass es ein ganzes Magazin gibt, das sich vordergründig einem Tonträger und dann erst den darauf enthaltenen Tönen widmet.
Was ich mag
- Die Vinyl-Community soll mit einbezogen werden. Es gibt zahlreiche Rubriken, bei denen die Leserschaft dazu aufgefordert wird, sich zu beteiligen. Vinyl-Webseiten, Vinyl-Zimmer, Fragen rund ums Thema Schallplatten, und so weiter.
Was ich nicht so mag
- Die Community soll vermutlich auch deshalb mit einbezogen werden, weil Mint nicht auf besonders viele Ressourcen zurückgreifen kann. Chefredakteur Achim Karstens wird von einem externen Redakteursteam unterstützt. Eine Kernteam gibt es nicht und das merkt man Mint stellenweise auch an, zum Beispiel beim Layout.
- Utrechter Plattenbörse, Vinyl-Mastering, Experten-Diskussion zur Rückkehr des Vinyls – die Themen von Mint sind ziemlich genau die, die auch bei Sonderausgaben anderer Musikmagazine bedient werden.
- Bei den Albenreviews steht oft die Ausstattung des Tonträgers (Gatefold? Vinylfarbe? Innenhülle?) im Fokus. Trotzdem wind in wenigen Absätzen leider nur halbherzig versucht, die Musik zu besprechen.
- Aufgrund des zweimonatigen Erscheinungsintervall wird Mintmit noch mehr Aktualitätsproblemen zu kämpfen haben als herkömmliche Magazine.
Ich glaube, das Konzept von Mint könnte es schwer haben. Ob Vinyl allein wirklich langfristig das „Lifestyle-Thema“ ist, das Mint tragen wird, wage ich zu bezweifeln. Selbst wenn ich Vinyl toll finde: Ich steh halt in erster Linie auf Musik, nicht auf Tonträger.
Natürlich gibt es auch knallharte Sammler, die ihre Platten oft nur für ihre Sammlung erwerben, sie manchmal gar nicht hören. Allerdings dürfte Mint ihnen nichts Neues erzählen. Plattformen wie Discogs oder Blogs wie aboutvinyl bieten detailliertere Infos und sind aktueller.